

Rappelvoll mit Nachhall
«Platz da! Wohin mit der Jugend?» hiess das Thema der öffentlichen Debatte vom 17. Oktober. Bühne und Saal im Langenthaler Jugendkulturhaus neon waren rappelvoll. Dazu der Nachhall im Langenthaler Tagblatt:
Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP), Stadtpräsident Reto Müller (SP), Nationalrätin Nadine Masshardt (SP) und Autor Pedro Lenz: Illustre Persönlichkeiten, die es sich auf den magentafarbenen Bänkli des Trägervereins für offene Kinder- und Jugendarbeit Oberaargau (Tokjo) am Dienstagabend bequem machten.
Und die Namen vermochten anzulocken, der Kulturstall war rappelvoll. Das Gesprächsthema: «Platz da! Wohin mit der Jugend?». Bereits früh in der Debatte wurde deutlich, wie sehr das Thema polarisiert – und dass sich Jugendliche, Politiker und Experten oftmals nicht einig sind, so zum Beispiel bei der Frage nach dem Stimmrechtsalter 16.
Rolle der Erwachsenen
Am Anlass standen indes nicht die politischen Themen im Vordergrund. Sondern ganz grundsätzlich die Frage, welche Räume und Angebote die Jugendlichen wünschen und benötigen. «Überlassen wir die politischen Fragen den Politikern», sagte Thomas Bertschinger, Leiter der Kinder- und Jugendfachstelle Tokjo. «Wir müssen den Jungen Übungsfelder im geschützten Rahmen bieten, doch dafür müssen die Erwachsenen ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen.»
Dass dabei Regeln ebenso eine wichtige Rolle spielen, machte Olivier Grossenbacher, seines Zeichens neuer Schulleiter von Roggwil, sogleich deutlich: «Es ist unsere Aufgabe, den Jugendlichen Grenzen aufzuzeigen. Diese auszuloten, ist dann die Aufgabe der Jungen.»
Spannungsfeld der Generationen
Autor und Ur-Langenthaler Pedro Lenz fasste das Spannungsfeld zwischen den Generationen in Worte: «Die Jugendlichen wollen allein etwas machen, sind dafür aber auf Räume der Erwachsenen angewiesen.» Früher wie heute würden nicht alle Jugendlichen betreute Angebote gleichermassen schätzen. Daher sei es wichtig, dass einerseits Organisationen wie Tokjo bestehen würden, andererseits aber auch genügend Freiräume vorhanden seien.
Lenz schweifte in seinen Ausführungen in die Vergangenheit und machte deutlich, dass früher zwar vieles anders war, doch auch damals schon der Wunsch nach Freiräumen bestand. Bernard Wandeler, Dozent für soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern, bestätigte diese Wahrnehmung: «Die Kontrolle der Eltern hat zugenommen.» Misstrauen töte jedoch das Lernen.
Aufeinander zugehen
Doch ist es nun die Aufgabe der Erwachsenen, ständig auf die Jungen zuzugehen, oder geht es nicht auch andersrum? Gymnasiastin Leia Steiner äusserte den Wunsch nach einer Disco in Langenthal. «Wenn wir das wollen, sollten wir vielleicht selber etwas machen.»
Zu seiner Zeit als Stadtpräsident seien Jugendliche mit dem Anliegen an ihn gelangt, den Wuhrplatz am Wochenende als Treffpunkt nutzen zu dürfen, sagte Hans-Jürg Käser. Gemeinsam hätten sie ein Konzept ausgehandelt. Der amtierende Stapi Reto Müller unterstrich diese Erfahrung: «Ich kann nicht einfach zu Jugendlichen hingehen und fragen: ‹Was wünscht ihr euch für Langenthal?›». Es müsse schon etwas von ihnen selbst kommen. Partizipation könne man jedoch nicht erzwingen.
Fazit der Diskussion
Die heutige Jugend unterscheidet sich nicht allzu sehr von ihrem Pendant vor 30 oder 40 Jahren. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, den Jungen zuzuhören und ihnen Freiräume, aber auch begleitete Angebote zu bieten.
Grenzen und Regeln sind indes ebenso wichtig, sollten jedoch nicht von oben herab aufgesetzt werden, sondern generationenübergreifend besprochen, gar ausgehandelt werden. Und die Jugendlichen wissen nun, dass ihnen die Tür des Stadtpräsidenten offen und Tokjo als Vermittlungsstelle zur Verfügung steht.
Beatrice Beyeler (Langenthaler Tagblatt/BZ vom 19.10. 2017)»